Aufforderung an IKEA zum Rückruf der lebensgefährlichen MALM-Kommoden

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Tödliches Möbelstück: Durch umfallende Malm Kommoden wurden bereits sechs Kinder getötet. (Foto: IKEA)
Tödliches Möbelstück: Durch umfallende Malm Kommoden wurden bereits sechs Kinder getötet. (Foto: IKEA)

In Millionen Schlafzimmern in Deutschland und Europa lauert eine Todesfalle für Kinder und eine für alle Bewohner.

Die Kommoden der Serie Malm von IKEA, die seit 1999 produziert und weltweit in großen Stückzahlen verkauft werden, sind zu schmal ausgelegt. Dadurch kann beim Öffnen einer Schublade mit schweren Inhalten die Kommode mit vier oder sechs Schubladen umfallen. Sechs Todesfälle wurden bereits durch umfallende verursacht – und jeden Tag kann ein weiteres Kind getötet werden.

Tödliches Möbelstück: Durch umfallende Malm Kommoden wurden bereits sechs Kinder getötet. (Foto: IKEA)
Gefährliches Möbelstück: Durch umfallende Malm Kommoden wurden bereits sechs Kinder getötet. (Foto: IKEA)

IKEA weist zwar in der Aufbauanleitung für Malm deutlich in Wort und Bild darauf hin, dass die Kommode an der Wand befestigt werden solle, doch besteht die Gefahr, dass Kunden den Warnhinweis, sofern er nicht übersehen wird, schnell wieder vergessen oder einfach zu bequem sind, die Kommode richtig in der Wand zu verankern..

Warnhinweis aus der Aufbauanleitung für die Malm-Kommode mit 6 Schubladen.
Warnhinweis aus der Aufbauanleitung für die Malm-Kommode mit 6 Schubladen.

Als Hersteller eines möglicherweise gefährlichen Produktes trägt man eine für das Produkt und diese umfasst in einem gewissen Rahmen sogar den falschen Umgang mit dem Produkt durch den Verbraucher.

„Bei IKEA gilt eine Nulltoleranz in Bezug auf die Sicherheit von Kindern. Wir möchten immer sichere und gesundheitlich unbedenkliche Produkte anbieten. Kinder sind für uns die wichtigsten Menschen der Welt. Sobald wir Hinweise bezüglich möglicher Sicherheitsprobleme bei einem unserer Produkte erhalten, handeln wir. Wir können nicht akzeptieren, dass beim Spielen eine Verletzungsgefahr besteht…“, erklärte Maria Thörn, Acting Business Area Manager bei IKEA Kinderwelt, zum Rückruf der unsicheren Patrull-Treppenschutzgitter.

„Juristisch mag IKEA durch den Warnhinweis in der Aufbauanleitung abgesichert sein“, so Markus Burgdorf von .net, „moralisch und ethisch ist IKEA jedoch für jeden Todesfall aufgrund umfallender MALM-Kommoden verantwortlich, da die Kommoden nicht tief genug ausgelegt sind. Das Unternehmen weiß seit Jahren von der Gefahr für Kleinkinder. Dieses Verweigern eines Rückrufes der Kommoden ist nicht vereinbar mit dem Image, das sich IKEA aufgebaut hat.“

Gefahr durch Weiterverkauf von MALM ohne Aufbauanleitung und Warnhinweis

Nur bei eBay Kleinanzeigen findet man unter dem Suchwort „MALM Kommode“ bereits allein rund 1.500 Angebote. Die MALM Kommoden, die seit 17 Jahren verkauft werden, finden sich auch auf anderen Verkaufsportalen. Dabei ist fraglich, wieviele dieser Verkäufer ihren Käufern die Aufbauanleitung mit den Warnhinweisen übergeben.

Es ist vorstellbar, dass viele Erstkäufer die Anleitung nicht aufheben, sondern nach dem Aufbau zusammen mit der Umverpackung entsorgen. Kauft nun jemand eine bereits zusammengebaute Kommode, wird er oder sie nach aller Erfahrung wohl kaum die Aufbauanleitung im Internet suchen und studieren.

Ein generelles Haftungsrisiko für den Verkäufer besteht jedoch nicht. denn bei „bestimmungsgemäßer Nutzung“ sollten die Kommoden nicht umfallen.

Rückruf für MALM bereits in Amerika, Kanada und China: In Europa keine Reaktion

In Amerika und Kanada hat IKEA bereits 36 Millionen Malm-Kommoden zurückgerufen. Jeder Todesfall und jede starke Verletzung eines Kindes kann in diesen Ländern Millionen Dollar Schadensersatzforderungen auslösen.

Der Rückruf in Nordamerika basiert auf dem lokalen ASTM-Standard, einem freiwilligen Standard für den Verkauf von Kommoden, den es nur in Nordamerika gibt.

Nun wird der Rückruf auch auf China erweitert, wo 1,66 Millionen Kommoden zurückgerufen werden. Offenbar hatten hier die Behörden den Druck auf das schwedische Möbelhaus verstärkt.

Doch in Deutschland und Europa stellt sich IKEA weiterhin stur und verweist darauf, dass die Kommoden den nationalen Sicherheitsstandards entsprechen würden. Ein Rückruf der Malm-Kommoden sei hier nicht geplant.

IKEA schreibt dazu auf der eigenen facebook-Seite:

IKEA Kommoden erfüllen alle in der EU und in anderen Teilen der Welt vorgeschriebenen Stabilitätsanforderungen. Unsere IKEA Kommoden müssen an der Wand befestigt werden, daher legen wir seit vielen Jahren den Möbeln, die gesichert werden müssen, ein Wandmontageset bei. Zudem wird unter IKEA.de/sicheristsicher auf unsere Kampagne zu dem Thema aufmerksam gemacht. Wir haben keine Informationen über Zwischenfälle durch Umkippen bei ordnungsgemäß befestigten Kommoden. Werden IKEA Kommoden nach den mitgelieferten Anleitungen montiert und benutzt, ist ihr Gebrauch sicher.

Gleichzeitig fällt auf, dass die neu im Einrichtungshaus eingeführten Malm-Kommoden nun tiefer ausgelegt sind und daher die Gefahr des Umfallens bei den neuen Kommoden reduziert wurde:

Die neu eingeführten Varianten der MALM-Kommoden sind breiter ausgelegtr, so dass sie beim Herausziehen der Schubladen nicht so einfach umkippen können. (Foto: Screenshot IKEA Webseite vom 28. Juli 2016)
Die neu eingeführten Varianten der MALM-Kommoden sind breiter ausgelegtr, so dass sie beim Herausziehen der Schubladen nicht so einfach umkippen können. (Foto: Screenshot IKEA Webseite vom 28. Juli 2016)

Uns stört dieses Verhalten. Es sieht danach aus, dass IKEA ganz bewusst dort, wo die Folgen von Unfällen für das Unternehmen juristisch abgesichert und wirtschaftlich tragbarer sind, nicht auf die Gefahr reagiert.

Gleichzeitig wird der durch neue Artikel behoben, während Millionen Haushalte noch die gefährlicheren, schmalen Malm-Kommoden in ihren Schlafzimmern stehen haben.

Da es nicht beim jedem Umfallen einer Kommode zu schweren Verletzungen oder gar einem Todesfall kommt, dürfte es auch eine gewisse Dunkelziffer von nicht gemeldeten Vorfällen geben.

Es kommt dazu, dass die Kleinkinder, die besonders gefährdet sind, noch nicht verstehen, dass die Schubladen nicht ganz herausgezogen werden dürfen und dass man auch nicht damit spielen sollte.

Zur Erinnerung: Ursächlich für das Umfallen der Kommode ist in erster Linie eine Nichtbefestigung an der Wand – in zweiter Linie erst die zu schmale Auslegung. Es kommen also zwei Faktoren zusammen: Ein Fehler im Aufbau und die nicht ausreichende Tiefe für eine sichere Standfestigkeit.

Wir fordern IKEA auf, aus moralischer und ethischer Verantwortung sowie vorbeugendem Verbraucherschutz die Kommoden auch in Deutschland und Europa zurückzurufen.

Über Markus Burgdorf 859 Artikel
Markus Burgdorf arbeitet nach journalistischer Ausbildung seit 1989 in Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit. Als Leiter Öffentlichkeitsarbeit großer Automobilzulieferer und Berater von Unternehmen verschiedener Branchen hat er mehrere Rückrufe erfolgreich durchgeführt. Heute berät er Unternehmen in Risikoprävention und in akuten Krisenfällen.

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