Rückruf: 247.000 Mercedes-Benz müssen wegen des Abgas-Skandals in die Werkstätten

Mercedes beordert 247.000 Fahrzeuge in die Werkstatt, davon die meisten mit Renault-Motor. (Foto: Mercedes-Benz)
Mercedes beordert 247.000 Fahrzeuge in die Werkstatt, davon die meisten mit Renault-Motor. (Foto: Mercedes-Benz)

Mercedes-Benz beordert nach den Abgas-Nachprüfungen des Kraftfahrt-Bundesamts fast eine Viertelmillion Fahrzeuge  in die Werkstätten. Man werde in Europa freiwillig für 247.000 Fahrzeuge ein Software-Update anbieten, wie der Konzern auf Anfrage mitteilte.

Betroffen sind die A-, B-, CLA- und GLA-Klasse sowie die V-Modelle. Das Software-Update für die Kompaktmodelle betrifft einen Motor, den Mercedes von Renault einkauft. Der 1,5 l Dieselmotor läuft bei Mercedes unter der Bezeichnung OM 607. Die Motoren der V-Klasse stammen von Daimler selbst.

Mercedes beordert 247.000 Fahrzeuge in die Werkstatt, davon die meisten mit Renault-Motor. (Foto: Mercedes-Benz)
Mercedes ruft 247.000 Fahrzeuge in die Werkstatt, davon die meisten mit Renault-Motor. (Foto: Mercedes-Benz)

Zu den möglichen Kosten des Rückrufs machten die Stuttgarter keine Angaben. Damit fällt ein großer Teil des vom KBA initiierten „freiwilligen Rückrufs“ von insgesamt 630.000 Fahrzeugen auf die Schwaben. „Unsere Fahrzeuge sind nach den geltenden Rechtsvorschriften zertifiziert und zugelassen worden“, betonte ein Sprecher. Das mag sein, aber Zweifel kamen den Testern der Untersuchungskommission dann doch.

Bei den Untersuchungen der Diesel-Fahrzeuge war aufgefallen, dass die Emissionswerte bei den Messungen auf der Straße sehr deutlich über den Werten lagen, die als Grenzwert festgelegt wurden.

Beim Straßentest der V-Klasse ist zum Beispiel aufgefallen, dass beim Mercedes V 250 2,5 l der tatsächliche NOx-Ausstoß beim 5 bis 6-fachen des NOx-Grenzwertes liegt. Eine Abschaltung der Abgasreinigung sei aus Motorschutzgründen bei den niedrigen Außentemperaturen, in denen die Tests stattfanden (+3° C bis + 6,3 C) bereits notwendig, erklärte Mercedes-Benz. Dieses so genannte „Thermofenster“ wurde offenbar bei einigen Herstellern sehr großzügig ausgelegt.

Bei den Testern der Kommission entstand so der Eindruck, dass bei normalem Fahrzeugbetrieb gegenüber den Testbedingungen auf dem Prüfstand die Abgasreinigung verändert wird. Und das wäre nur dann erlaubt, wenn es tatsächlich den Motor vor Schäden schützt.  Die Bestimmungen dazu waren aber offenbar nicht klar genug definiert, so dass jeder Hersteller sie zu seinem Nutzen auslegen konnte. Zitat aus dem Untersuchungsbericht:

Konsequenz dieser Unschärfe der europäischen Regelung könnte sein, dass unter Berufung auf den Motorschutz die Verwendung von Abschalteinrichtungen letztlich stets dann gerechtfertigt werden könnte, wenn von Seiten des Fahrzeugherstellers nachvollziehbar dargestellt wird, dass ohne die Verwendung einer solchen Einrichtung dem Motor Schaden droht, sei dieser auch noch so klein.

Nun will Mercedes mit Hilfe eines Software-Updates eine deutliche Verbesserung der Emissionen erreichen. Das Kraftfahrt-Bundesamt wird die Aktion überwachen. Und nicht zuletzt werden auch die Regelungen klarer definiert, denn wo ein Schlupfloch ist, da schlüpfen auch immer welche durch…

 

 

Über Markus Burgdorf 859 Artikel
Markus Burgdorf arbeitet nach journalistischer Ausbildung seit 1989 in Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit. Als Leiter Öffentlichkeitsarbeit großer Automobilzulieferer und Berater von Unternehmen verschiedener Branchen hat er mehrere Rückrufe erfolgreich durchgeführt. Heute berät er Unternehmen in Risikoprävention und in akuten Krisenfällen.

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