Pferdefleisch Skandal erreicht Deutschland

Zunächst war es nur in England. Im Burgerfleisch in englischen Supermarktketten wie , Asda und Sainsbury wurde ein Anteil Pferdefleisch eher zufällig entdeckt. Das rohe Fleisch, welches vom Kunden zu Burgern oder Frikadellen weiterverarbeitet wird, sollte eigentlich zu 100 Prozent aus Rindfleisch bestehen, so stand es zumindest auf den Verpackungen. Nun entdeckt man also Pferdefleisch, wo eigentlich nur Rindfleisch verwendet werden sollte. In den ersten Tagen wurden hunderte Witze über soziale Netzwerke gestreut, bis dann doch die Verärgerung überhand nahm. Natürlich ist Pferdefleisch per se nicht gesundheitsschädlich. Von daher müsste man sich eigentlich keine Sorgen machen, wenn man ein mit Pferdefleisch zubereitetes Gericht verzehrt hat.

Die Bedeutung dieser Entdeckung erschließt sich jedoch erst beim zweiten Gedanken: Dieser Fund bedeutet nämlich, dass hier offenbar kaum Kontrollen stattfinden. Rein theoretisch könnte im alles sein, man kann es ja als Verbraucher kaum feststellen, was da durch den Fleischwolf gedreht wurde. Bei Fertiggerichten fehlt auch eine Verpflichtung, die Herkunft des Fleisches auszuweisen.

Fleisch auf Europa-Tournee

Heute morgen wird berichtet, dass das Fleisch aus Rumänien stamme und eine Reise über verschiedene Zwischenhändler in ganz Europa hinter sich habe. Einer von denen hat das dann mit der Deklaration nicht so genau genommen und das in Rumänien recht günstig verkaufte Pferdefleisch beigemischt.Nun schiebt einer dem anderen den Schwarzen Peter zu und es muss erst festgestellt werden, was da genau gelaufen ist.

Da man nicht weiß, von welchen Pferden das Fleisch stammt, kann es durchaus auch von Sportpferden stammen, die oft medikamentös fitgespritzt werden. Welche Auswirkungen Medikamentenrückstände im Fleisch bei Menschen haben, kann man erst sagen, wenn man genau weiß, welche Rückstände in welchen Mengen verzehrt werden. Klar ist auf jeden Fall, dass das Pferdefleisch wenn überhaupt anders kontrolliert wurde, als das Rindfleisch aus deutschen Schlachthöfen. Mit der grenzenlosen EU kann jedes Lebensmittel ungehindert und oft auch unkontrolliert von einem EU-Staat in den anderen gebracht werden. So kann man auch gut die Herkunft vertuschen und aus einem Pferdefleisch aus Rumänien wird Rindfleisch aus Belgien.

Billiger kaufen – größere Gefahr

real hat gestern einen Rückruf für Biolognese von TiP gestartet, weil Pferdefleisch darin nachgewiesen wurde. Weitere werden folgen. Und es wird interessant sein zu sehen, welche anderen Handelsmarken auch betroffen sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass da noch mehr zum Vorschein kommen wird. Wenn ich real und Fleisch höre, denke ich noch immer an den Umettiketierungs-Skandal bei dieser Supermarktkette, hier kann aber der Anbieter meines Erachtens nach nichts dafür. Es ist das System, welches die Täuschung ermöglicht, nicht der Verkäufer des Endproduktes. Und es ist der Verbraucher, der möglichst wenig ausgeben will oder möglichst wenig ausgeben kann.

Ich erfahre gerade, dass auch REWE schon gehandelt hat, allerdings anders, als man es erwarten sollte: REWE wurde von dem französischen Lieferanten Comigel informiert, dass man nicht ausschließen könne, dass deren Tiefkühl Lasagne Tavola Lasagne Bolognese nicht auch Pferdefleisch enthalte. Daraufhin hat REWE das Produkt am vergangenen Montag bereits aus den Truhen verbannt, ohne jedoch die Verbraucher aktiv zu informieren.

Will man sich beim Fleisch sicher sein, sollte man alle Gerichte mit Hackfleisch meiden oder verarbeitetes Hackfleisch nur lokal beim Schlachter vor Ort beziehen. Aber auch da muss man können, denn viele Schlachter kaufen auch im Großhandel ein und öffnen damit die Tür für internationale Fleisch- und Wurstangebote.

Insgesamt reisst der Pferdefleisch-Skandal den Deckmantel weg, der über dem Fleischmarkt liegt und die internationalen Geschäftspraktiken abdeckt. Wenn es möglich ist, im großen Stil dem Verbraucher Pferdefleisch als Rindfleisch unterzumogeln, dann sind auch Täuschungen in allen anderen Bereichen möglich. Natürlich beschwichtigt die Politik, die Verbraucherverbände fordern mehr Kontrollen, aber das Ganze wird relativ schnell wieder vergessen sein.

(Markus Burgdorf)

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Über Markus Burgdorf 859 Artikel
Markus Burgdorf arbeitet nach journalistischer Ausbildung seit 1989 in Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit. Als Leiter Öffentlichkeitsarbeit großer Automobilzulieferer und Berater von Unternehmen verschiedener Branchen hat er mehrere Rückrufe erfolgreich durchgeführt. Heute berät er Unternehmen in Risikoprävention und in akuten Krisenfällen.

1 Kommentar

  1. Beim Schreiben gestern habe ich irgendwie auch an Edeka Gut & Günstig gedacht – und gestern Abend kanm dann die Meldung, dass auch Edeka Gut & Günstig Lasagne aus den Tiefkühltruhen entfernt hat.

    Daran sieht man gut , wie sehr die Billig- bzw. Hausmarken zusammenhängen.

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