Trauriger Rekord bei Rückrufaktionen: In 2015 gab es mehr Rückrufaktionen als jemals zuvor

Das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg ist die nationale Produktsicherheitsbehörde für den Straßenfahrzeugbereich. Neben dem Punkteregister, für das der Standort Flensburg besonders bekannt ist, werden dort auch Rückrufaktionen angeordnet und überwacht. (Foto: KBA)
Das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg ist die nationale Produktsicherheitsbehörde für den Straßenfahrzeugbereich. Neben dem Punkteregister, für das der Standort Flensburg besonders bekannt ist, werden dort auch Rückrufaktionen angeordnet und überwacht. (Foto: KBA)

Im Jahr 2015 hat das 711 Produktsicherheitsuntersuchungen von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen durchgeführt. In den Jahren 2010 bis 2012 waren es nur 410 Untersuchungen. Seither ist das Volumen deutlich gestiegen. Nicht jede vom Kraftfahrt-Bundesamt durchgeführte Untersuchung führt zu einem Rückruf.

Die Untersuchungsergebnisse führten 2015 zu insgesamt 326 Rückrufaktionen. Im Vorjahr war bereits im 235 Rückrufaktionen ein Rekord auf Jahresniveau erreicht worden.

Der Anstieg der Rückrufaktionen ging auch 2015 ungebremst weiter. Das Kraftfahrtbundesamt zählte 326 Rückrufaktionen, von denen 178 aufgrund Schwere der Mängel behördlich überwacht werden mussten. (Grafik: KBA)
Der Anstieg der Rückrufaktionen ging auch 2015 ungebremst weiter. Das Kraftfahrtbundesamt zählte 326 Rückrufaktionen, von denen 178 aufgrund Schwere der Mängel behördlich überwacht werden mussten. (Grafik: KBA)

Mehr als 50 Prozent der Rückrufe wurden wegen der Schwere des Mangels überwacht. Auch bei einer geringen Eintrittswahrscheinlichkeit eines mangelbedingten, plötzlich auftretenden, unabwendbaren Schadensereignisses beziehungsweise großem Gefährdungspotenzial überwacht das KBA den Rückruf mit dem Ziel der vollständigen Beseitigung der möglichen Gefährdung.

Einsparungen bei Cent-Artikeln in der Produktion führen zu sicherheitsrelevanten Mängeln

Auffällig war 2015 auch wieder die Tatsache, dass es oft waren, die durch ihr Versagen große und teure Rückrufaktionen ausgelöst haben. Dichtungen, Schrauben, Steckverbindungen, Isolierungen – es sind oft Cent-Artikel, die als kleines aber wichtiges Teil eines großen Systems sicherheitsrelevante Mängel auslösen. „Man gewinnt den Eindruck, dass im Kleinen öfter geschlampt wird und da, wo der Kunde es nicht sieht, jeder Cent eingespart werden muss“, so , Betreiber von Rueckrufe.net, „damit werden Menschen gefährdet und Rückrufaktionen ausgelöst, die dann an anderer Stelle Millionen Euro Kosten verursachen.“

1,65 Millionen Halterdaten für Rückrufaktionen genutzt

Zur Beseitigung der Mängel ist die Benachrichtigung der betroffenen Fahrzeughalterinnen und -halter notwendig. Im Jahr 2015 wurden dafür 1,65 Millionen Halterdaten aus dem bei dem KBA geführten Zentralen Fahrzeugregister ermittelt. Im Jahr 2010 war die Millionengrenze mit 1,2 Millionen Halteranschriften zur Durchführung von insgesamt 185 Rückrufaktionen erstmals überschritten worden (zum Vergleich 2015: 1,65 Mio. Halteranschriften, 326 Rückrufaktionen). Dieser Vergleich verdeutlicht, dass die Anzahl betroffener Fahrzeuge nicht proportional zur Anzahl der Rückrufe steigt. Rückrufe von Volumenherstellern führen allerdings häufig zu einer höheren Anzahl betroffener Fahrzeuge.

Wer auf Anschreiben nicht reagiert, riskiert Stilllegung per behördlicher Betriebsuntersagung

Wer vom Hersteller oder Kraftfahrtbundesamt als Halter eines Fahrzeuges angeschrieben wird, sollte kurzfristig reagieren und den festgestellten Mangel in der Werkstatt beheben lassen. Denn sonst droht die Betriebsuntersagung für das vom Rückruf betroffene Fahrzeug.

7.528 Betriebsuntersagungen leitete das Kraftfahrt-Bundesamt im vergangenen Jahr ein. In diesen Fällen führte eine vom KBA überwachte Rückrufaktion selbst nach mehrmaliger Aufforderung im Rahmen sogenannter Nachfassaktionen nicht zur vollständigen . Durch Betriebsuntersagungen werden die mangelbehafteten Fahrzeuge vollständig aus dem Verkehr gezogen und so die Gefährdung beseitigt.

Über Markus Burgdorf 859 Artikel
Markus Burgdorf arbeitet nach journalistischer Ausbildung seit 1989 in Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit. Als Leiter Öffentlichkeitsarbeit großer Automobilzulieferer und Berater von Unternehmen verschiedener Branchen hat er mehrere Rückrufe erfolgreich durchgeführt. Heute berät er Unternehmen in Risikoprävention und in akuten Krisenfällen.

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